Kennen Sie das? Sie liegen im Bett und denken nach. Über die Zukunft oder über Vergangenes. Zum Beispiel darüber, was Sie dem Typen, der Sie in der U-Bahn angemacht hat, hätten sagen können. Und wie sehr Sie sich darüber ärgern, dass Sie es nicht getan haben. Oder Sie sorgen sich um das bevorstehende Gespräch mit Ihrem/Ihrer ChefIn, weil Sie nicht wissen, was auf Sie zukommt. Und Sie Möglichkeiten durchspielen, was er/sie sagen könnte.
All diesen Gedanken ist eins gemeinsam: Sie bewegen sich im Konjunktiv. Sie können auf die Vergangenheit keinen Einfluss nehmen und auf die Zukunft nur in einem bestimmten Rahmen. Diese gefühlte Ohnmacht führt dazu, dass Sie immer mehr und weiter denken, um dieser Passivität zu entkommen. Leider handelt es sich meist um kein konstruktives Denken, sondern Sie verstricken sich immer weiter in Ihr eigenes negatives Gedankenkonstrukt.
Ich nenne es die Gedankenspirale.
Allzu gern würden Sie damit aufhören, aber wie können Sie ihr entkommen? Nun, möglicherweise erstmal mit der Erkenntnis, dass sich die Vergangenheit nicht ändern lässt. Dass Sie aber daraus etwas für die Zukunft lernen können. Wie können Sie sich das nächste Mal verhalten, wenn wieder so ein Typ kommt? Damit entwickeln Sie keine Ohnmacht sondern das ganze Gegenteil. Sie entwickeln im weitesten Sinne eine Strategie und die erzeugt ein Gefühl von Macht im Sinne von: „Ich kann das schaffen.“
Gleiches gilt für in die Zukunft gerichtete Gedanken. Wo ist der Bereich, den Sie beeinflussen können? Könnten Sie möglicherweise den/die ChefIn fragen, worum es bei dem Gespräch geht? Dann könnten Sie sich vorbereiten und hätten auch hier das Gefühl, die Situation bewältigen zu können.
Die Akzeptanz von Unveränderlichem ist ein wichtiger Bestandteil von Resilienz.
Wer unterscheiden kann zwischen Beeinflussbarem und Unveränderlichem kommt besser durch Krisen – gerade in der jetzigen Zeit.
Wer dagegen immer wieder versucht, Unveränderliches zu ändern, verschwendet Energie und bleibt frustriert zurück.
Als gute Soforthilfe empfehle ich ausserdem, die Gedanken -so wie sie kommen- aufzuschreiben. Nicht umformulieren, sondern direkt so, wie Sie denken. Die meisten meiner KlientInnen empfinden es als ungeheuer entlastend, wenn der Kopf dadurch etwas leerer wird. Sehen Sie außerdem auf dem Papier, womit Sie sich beschäftigen, bekommen Sie dazu mehr Distanz. Das verhilft zu einer Meta-Perspektive und die macht konstruktiveres Denken wieder möglich. Probieren Sie es aus!