Neulich telefonierte ich mit einer Freundin und wir kamen auf eine gemeinsame Bekannte zu sprechen. Offensichtlich teilen wir mit dieser die gleichen Gesprächsthemen – nur: meine Freundin hört tatsächlich ganz andere Dinge als ich! Wenn unsere Bekannte z.B. sagt: „Nächstes Wochenende bin ich allein“ hört meine Freundin: Tu was dagegen! Frag mich, ob ich mit Dir etwas unternehmen will! Ich dagegen höre die pure Information ohne dass ich das Gefühl habe, sofort für Abhilfe sorgen zu müssen.

Kennen Sie solche Situationen? Friedemann Schulz von Thun hat hierfür ein tolles Modell geschaffen:

4 Seiten einer Botschaft

heißt es und bietet eine ausgezeichnete Möglichkeit,  das eigene Hörverhalten und das seiner Mitmenschen zu analysieren.

Schon der simple Satz: Mir ist kalt! beinhaltet gemäß diesem Modell 4 Möglichkeiten, ihn zu hören – und entsprechend zu reagieren

Sachaussage: die Temperatur ist gering

Selbstoffenbarung: wenn es doch wärmer wäre

Beziehungsaussage: Ich finde es mit Dir ungemütlich!

Appell: Rück näher!

Bezogen auf das Telefonat mit meiner Freundin ist die Sache klar: sie hört auf dem „Appell-Ohr“ und ich auf dem „Sachaussagen-Ohr“. Natürlich nicht immer, aber jeder von uns hat ein bevorzugtes Ohr, das er gern benutzt. Und es ist durchaus sinnvoll, dieses mal zu hinterfragen und zu gucken, was denn passieren würde, wenn man mal zwischendurch ein anderes Ohr benutzen würden. Es kommt ganz Überraschendes dabei heraus. Wer die Wahl hat, hat – mehr Möglichkeiten.